Preisgekrönte Innovationen rund um die Zelle

Das Hamburger Biotechunternehmen acCELLerate hat ein Verfahren entwickelt, mit dem bestimmte Zellen schonender eingefroren und damit direkt verwendbar werden. Dafür wurde es mit dem Hamburg Innovation Award 2019 in der Kategorie Wachstum ausgezeichnet.

Das Projekt war nicht ohne Risiko, es hätte auch schief gehen können. „Vorher hieß es: Bei diesem Verfahren kann man nicht mit Assay Ready-Zellen arbeiten. Wir aber haben gesagt: Wir schauen uns das genauer an, wir haben daran geglaubt. Die IFB Hamburg hat diese Risikobereitschaft unterstützt. Bei der Verwirklichung des Projekts war sie von essenzieller Hilfe“, sagt Dr. Oliver Wehmeier, Managing Director von acCELLerate

Assay Ready, also testbereit: Das sind Zellen, die bei Temperaturen von minus 80 Grad schonend eingefroren, im flüssigen Stickstoff gelagert und direkt nach dem Auftauen für die Wirkstoffforschung eingesetzt werden – ohne dass sie ihre Vitalität oder Sensitivität verlieren und ohne dass es einer aufwändigen Vorbereitung bedarf. Dabei geht es um menschliche oder tierische Zellen, die etwa aus Tumoren isoliert wurden und sich in Kulturen vermehren. acCELLerate bezieht diese Zelllinien von Zellbanken und entwickelt und produziert aus ihnen sogenannte „Assay-Kits“. Das sind auf den Anwender zugeschnittene Pakete aus Reagenzien, Verbrauchsmaterialien, Zellen und Testtechnologien für die Entwicklung neuer Medikamente in der Pharmaindustrie, für Anwendungen in Forschungslaboren oder auch in der Kosmetikindustrie.

Die Technologie braucht Erfahrung und Expertise, aber sie ist kein Hexenwerk. „Wir wollten hier nicht stehen bleiben, sondern ein Verfahren entwickeln für Zellen, von denen man bislang glaubte, dass sie nicht Assay Ready eingefroren werden können, weil sie zu empfindlich sind“, sagt Wehmeier. Dabei ging es um eine bestimmte Krebszelllinie und um Zellen zur Analyse von DNA-schädigenden Eigenschaften.

Über zwei Jahre dauerte das Projekt, die Forschungsarbeit war letztlich erfolgreich. acCELLerate gelang es, eine zellschonende Einfriermethode zu entwickeln, bei der weder das Zellwachstum noch die Integrität der DNA beschädigt wird. Zudem garantiert das standardisierte Produktionsverfahren eine erhöhte Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen verschiedene Laboratorien.

Pipette im Labor: Forschungsarbeit von acCELLerate, die durch Zuschüsse unterstützt wird.

Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Die IFB Hamburg unterstütze das Projekt im Rahmen von PROFI Standard mit 225.000 Euro. Dieses Programm fördert innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die neue oder wesentlich verbesserte Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zum Ziel haben, mit maximal einer Millionen Euro. Damit soll ein Beitrag zur Sicherung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Hamburger Wirtschaft geleistet werden.

acCELLerate vermarktet die neuen Assay Ready Kits sehr erfolgreich, sowohl in Europa als auch in den USA. Inzwischen beschäftigt das erst 2014 gegründete Unternehmen mit Sitz in Eppendorf 17 Mitarbeiter. Aufbauend auf die gewonnen Expertisen werden neue Verfahren entwickelt etwa für sehr empfindliche Zellen, mit deren Hilfe allergische Reaktionen von Substanzen vorhergesagt werden können. Ein sehr willkommener Nebeneffekt: Das Verfahren ersetzt Tierversuche, denn ursprünglich wurden die Tests an Kaninchen durchgeführt.  

Das könnte Sie auch interessieren

Bild Credits:

  • acCELLerate
  • acCELLerate
  • Michael Weitz
  • Weiss Technik
  • TimeShift
  • elea
  • Flower Labs
  • Nastasic / iStock