Bäume auf die Äcker!

Sie speichern CO2, ermöglichen regionalen Klimaschutz und doch ist der Anbau von Bäumen auf landwirtschaftlichen Flächen lange vernachlässigt worden. Mit Unterstützung aus dem Programm InnoImpact der IFB Innovationsstarter GmbH will die gemeinnützige VIVO Carbon gGmbH dies ändern – durch die Förderung von Agroforstsystemen und die Entwicklung eines DIN-Zertifikates. 

12.000 Pappeln hat VIVO Carbon im Jahr 2024 gepflanzt und geht es nach den Gründer:innen sollte es bald ein Vielfaches sein. Pappelstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen bremsen den Wind, sie beugen der Bodenerosion vor, verbessern das Mikroklima, binden CO2 und wachsen bis zu vier Meter im Jahr. „Pappeln“, sagt Jan Frensch von VIVO Carbon, „sind ein Werkzeug mit riesigem Potenzial zur Erreichung der Klimaziele.“

Pflanzmaschine von VIVO Carbon

Gehölze sind aus der Landwirtschaft seit den 60er Jahren systematisch entfernt worden. Die Agroforstwirtschaft wirbt für ihren Wiederanbau. VIVO Carbon übernimmt die Anpflanzung, Pflege und Ernte der Bäume, die nach etwa acht Jahren erfolgt. Die Pappeln werden am Stumpf abgeschnitten, die Wurzeln bleiben im Boden und treiben wieder aus. Das Holz wird unter anderem für Bauprodukte verwendet, sodass der Kohlenstoff langfristig gespeichert ist. „Die Landwirte stellen die Flächen und werden dafür honoriert sowie am Erntegewinn beteiligt“, erläutert Svenja Nette von VIVA Carbon das Konzept. „Das ist für viele ein attraktives Angebot.“ Zumal die Böden resilienter gegen den Klimawandel werden.

Der Flaschenhals ist die Finanzierung. Den Anbau will das Startup vor allem aus dem Verkauf von CO2-Zertfikaten bezahlen. Doch viele Unternehmen sind hier noch sehr zurückhaltend. „Die sagen: Wir würde das gerne machen, aber wir brauchen eine Zertifizierung“, erzählt Frensch. Und zertifiziert wird nur, wenn zuvor belastbare Standards entwickelt wurden.

Anpflanzung mit Pappeln

Also hat VIVO Carbon die Entwicklung eines solchen DIN-Standards für verschiedenen Arten der Agroforstwirtschaft selbst initiiert. Mit dabei sind unter anderem der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft Defaf, Bioland, das Leibniz Institut für Agrartechnik und Bioökonomie, die Universität Münster, die Hochschule Biberach und weitere Einrichtungen. „Für den Klimaschutz durch Agroforst ist dies eine unfassbar wichtige Grundlagenarbeit“, meint Frensch.

Bis der Standard entwickelt ist, wird es noch ein wenig dauern. Im Sommer 2025 könnte es soweit sein, umso wichtiger ist für VIVO Carbon die Finanzierung durch die IFB Hamburg. „Die CO2-Bindeleistungen und die zusätzlichen Wirkungen der Agroforstwirtschaft sind enorm“, so Frensch. „Dennoch ist es sehr schwer, Investor:innen zu finden, auch weil wir unsere Erlöse reinvestieren. Deshalb hat die Unterstützung durch die IFB Innovationsstarter für uns eine gigantische Bedeutung. Sie haben sofort verstanden, wie wichtig die Aufgabe ist.“

Die Tochter der IFB Hamburg fördert VIVO Carbon im Rahmen von InnoImpact. Das Programm unterstützt gemeinwohlorientierte Startups aller Branchen, die einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher, sozialer oder ökologischer Herausforderungen leisten und für die eine begründete Aussicht auf Erfolg besteht. Sie erhalten für maximal 18 Monate einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 2.500 Euro pro Monat und Gründer*in, begrenzt auf 75.000 Euro.

„Die Welt retten ist in der Regel kein Business Case, wir wollen zeigen, dass das zusammenpasst“, sagt Frensch. Die Agroforstwirtschaft habe das Potenzial, 40 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in Deutschland zu binden. Die Förderung erlaubt es dem sechsköpfigen Team ihren Organisationsaufbau voranzutreiben und skalierungsfähig zu werden. „Wir arbeiten bei den Pflanzungen mit Dienstleistern zusammen“, sagt Svenja Nette. „Die Flächen sind da, wir könnten viel mehr anpflanzen als bisher. 60.000 Bäume und mehr am Tag wären kein Problem.“

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  • Michael Weitz
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