Mehr als ein Ort zum Haareschneiden
15 Arbeitsplätze verteilt auf zwei Etagen und 270 Quadratmetern: Vis-à-vis dem Michel hat Liesa Wernicke Hamburgs ersten Co-Working-Space für Friseurinnen und Friseure sowie Beauty-Artists eröffnet. Finanziert wurde „LE CLUB“ mithilfe des Förderprogramms Hamburg-Kredit Gründung und Nachfolge der IFB Hamburg.
Eine vernünftige Immobilie zu finden, zentral gelegen und doch bezahlbar, nicht zu groß und nicht zu klein, mit einem fairen Vermieter, das sei das Schwierigste gewesen, erzählt Liesa Wernicke. „Als Start-up überhaupt einen Mietvertrag zu bekommen ist schon eine Herausforderung“, sagt sie. Gut eineinhalb Jahre hat die Gründerin gesucht, bevor sie an der Englischen Planke gegenüber dem Michel fündig wurde. Seit März hat ihr LE CLUB geöffnet, von Montag bis Samstag, jeweils von 7 bis 22 Uhr.
Wer dort Mitglied ist oder den Service zeitweise bucht, bekommt einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt, inklusive Verbrauchsmitteln. Zwölf Arbeitsbereiche sind für Friseurinnen und Friseure reserviert, drei für Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Beauty-Bereich, die sich zum Beispiel nur mit Augenbrauen oder Make-up beschäftigen. Leistungen wie Buchhaltung, Steuerberatung oder Marketing können hinzugebucht werden. Geplant sind zudem Weiterbildungen und andere Events.
„LE CLUB soll ein Ort sein, zu dem man gerne kommt, auch wenn man nicht arbeitet“, meint Wernicke. Eine Bar und ein Gemeinschaftsraum fördern den Austausch, die Vernetzung und das Community-Building. Die Idee zu dem Co-Working-Space hat die 37-Jährige aus London mitgebracht, wo sie einige Zeit lebte. Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, faszinierte die gelernte Bankkauffrau, die selbst lange als Friseurmeisterin gearbeitet hat und nach einer Gelegenheit suchte, sich selbstständig zu machen. „Ich wollte schon immer meine eigene Chefin sein und selbst bestimmen können.“
Ihre Zielgruppe sind vor allem Friseurinnen und Friseure im Alter von 25 bis 45 Jahren. „Die meisten achten sehr auf die Work-Life-Balance“, meint Wernicke. „Die Freiheit der eigenen Zeiteinteilung und die Selbstbestimmung sind gerade für die Jüngeren bestimmende Faktoren, das Geld ist weniger wichtig. In einem klassischen Friseurbetrieb lassen sich diese Werte kaum verwirklichen.“ Diesen Bedürfnissen einer sich verändernden Arbeitswelt kommt sie mit LE CLUB nach. Jenseits fester Mietverträge und mit geringem Risiko können ihre Kundinnen und Kunden den Sprung in die Selbstständigkeit wagen.
LE CLUB hat Liesa Wernicke, die acht Jahre in einer Bank tätig war, vor allem über das Förderprogramm Hamburg-Kredit Gründung und Nachfolge der IFB Hamburg finanziert. In Kooperation mit der Bürgschaftsbank Hamburg gewährt es günstige Investitions- und Betriebsmittelkredite für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen – bis zu 750.000 Euro je Vorhaben. Unterstützt werden neben Existenzgründenden auch kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Freiberufler und andere Dienstleister, die nicht länger als fünf Jahre am Markt aktiv sind. „Ohne die Förderung hätte ich LE CLUB kaum verwirklichen können“, sagt die Mutter zweier Kinder, die den maximalen Kreditbetrag bei Weitem nicht ausgeschöpft hat.
Ihre ersten Mitglieder haben sich bereits vor der Eröffnung angemeldet, mit der Startphase ist Liesa Wernicke zufrieden. In LE CLUB ist die Gründerin häufig selbst anzutreffen. Sie managt ihn nicht nur, sie greift auch noch selbst zur Schere.