Den Naturverlust eindämmen
Mit der Einführung der Berichtspflicht zur Biodiversität müssen viele Unternehmen die Auswirkung ihres Handelns auf die Natur erstmals dokumentieren. Hierfür hat das von der IFB Hamburg geförderte Startup „Kuyua“ eine Lösung entwickelt, die es nicht bei der Dokumentation und der Risikoanalyse belässt – sie empfiehlt auch konkrete Maßnahmen.
Als weltweit tätiges Unternehmen hat es die Melitta-Gruppe mit vielen Lieferanten zu tun. Mehr als 5.000 Standorte hat Kuyua für den Kaffeegroßhändler mit seiner Software auf Biodiversitätsrisiken analysiert, für 15 wurden maßgeschneiderte Aktionspläne entwickelt. Dieses Engagement brachte Melitta und Kuyua den Innovationspreis des Wettbewerbs „Die Lieferkette lebt“ ein.
Was Melitta bereits geleistet hat, steht vielen Unternehmen noch bevor. Die 2024 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sie, Rechenschaft abzulegen über ihren Naturverbrauch, über die Wirkung ihres Wirtschaftens auf Artenvielfalt, Pflanzen- und Tierwelt, Böden, Wasser und Luft. „Vielen Firmen ist noch gar nicht klar, was da auf sie zukommt“, sagt Christian Dietrich, Co-Gründer von Kuyua.
Ihnen und allen anderen, die ihre Nachhaltigkeit stärken und Geschäftsrisiken durch Naturverlust minimieren wollen, bietet Kuyua eine Komplettlösung an, die auf Knopfdruck funktioniert. „Wir können auf jedem Punkt des Planeten den Zustand der Natur und die Wirkung des Unternehmensstandortes auf seine natürliche Umgebung feststellen. Wir können analysieren, wie groß das Geschäftsrisiko bei weiterem Naturverlust ist und individuelle Maßnahmen empfehlen, auch zur Verbesserung des Managements, die sich positiv auf die Natur auswirken“, erläutert Dietrich. Benötigt werden nur Angaben zum Standort des Unternehmens, zur wirtschaftlichen Tätigkeit vor Ort und zu den Lieferanten. „Der Rest kommt von uns.“
Vor der Gründung von Kuyua im Herbst 2023 hat Dietrich, der Maschinenbau studierte, sein Berufsleben als Berater für Nachhaltigkeit bei Consultingfirmen verbracht. „Jeden Tag verschwinden Arten und sie kommen nicht wieder. Es geht um nichts weniger als um unsere Existenzgrundlage.“ Der Gründer versteht sich als jemand, der Naturschutz ermöglicht. „Wir bauen Brücken zwischen der abstrakten Absicht zum Schutz der Natur und konkretem Handeln, weil das gut für die Unternehmen und für die Natur ist.“
Das achtköpfige Team von Kuyua, dessen Name auf ein hawaiianisches Kinderlied verweist, das die Schönheit der Natur besingt, wird von der IFB Hamburg über ihre Tochtergesellschaft, die IFB Innovationsstarter GmbH, im Rahmen des Programms InnoFounder gefördert. Es unterstützt insbesondere digitale Vorhaben mit personengebundenen Zuschüssen. Sie betragen bis zu 2.500 Euro pro Monat für maximal drei Personen über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten mit einer Maximalsumme von 75.000 Euro. „Die Förderung ist Erfolg und Anerkennung zugleich, sie hilft uns, weiter an unseren Inhalten zu arbeiten“, sagt Dietrich.
So möchte er die Risiken von Unternehmen für ihr Geschäftsmodell durch den Verlust von Natur noch deutlicher machen. „Diesen Zusammenhang können wir noch stärker herausarbeiten“, sagt er. Die Berichtspflicht alleine beende das Artensterben nicht, es komme auf das Handeln an und da gebe es noch viel zu tun. „Wir brauchen viel mehr Bewusstsein für das Thema.“