Die Meereswächter

Ob Nährstoff-oder CO2-Gehalt: Das Kerngeschäft der develogic GmbH ist die Erfassung von Umweltbedingungen unter Wasser und die Übertragung entsprechender Daten. Mithilfe des Förderprogrammes Hamburg-Kredit Innovation der IFB Hamburg investiert das Unternehmen in ein neues Dreh- und Fräszentrum zur Fertigung seiner Messgeräte – und erschließt sich damit neue Kunden.
 
Die Lofoten sind eine Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens. Das Gebiet ist ein ozeanographischer und biologischer Hotspot mit umfangreichen Fischbeständen, die dort laichen, aber auch mit Öl- und Gasvorkommen. Um die sich ändernden Umwelteinflüsse und deren Auswirkungen zu erforschen, hat die norwegische Regierung das „Lofoten Vesterålen Ocean Observatory“ gestartet, eine Kette von Messstationen unter Wasser, das größte Projekt seiner Art in Europa.

Sensoren erfassen den Nährstoffgehalt, die Temperaturprofile, den CO2-Gehalt in verschieden Tiefen, das Ausgasen von Methan am Meeresboden oder die Dichte und Ausbreitung von Fischvorkommen. Kameras verfolgen über einen Zeitraum von 20 Jahren das Wachstum von Kaltwasserkorallen, an denen sich Veränderungen der Umweltbedingungen besonders gut feststellen lassen. „Das komplette System stammt von uns“, sagt Markus Motz, Geschäftsführer von develogic. „Wir haben die Messstationen entworfen, hergestellt, installiert und kümmern uns auch um die Wartung.“

Markus Motz ist Luft- und Raumfahrtingenieur. Als er im Jahr 2000 in der Nähe von Stuttgart gemeinsam mit zwei Kollegen das Unternehmen gründete war eine Spezialisierung auf maritime Lösungen nicht abzusehen. Die Automobilindustrie war der Hauptkunde.  Erst als das Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven die Firma mit einer Lösung beauftragte, aus mehreren tausend Stunden Unterwasserschallaufzeichnungen Walgeräusche herauszufiltern, begann sich dies zu ändern. Das Unternehmen gewann einen Wettbewerb der Bundesregierung zur Entwicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean, es folgten weitere Aufträge aus der Meerestechnik, der Umzug nach Hamburg und die Konzentration auf die Entwicklung eigener Produkte. 

Das sind unterschiedliche Systeme zur Überwachung von Umweltbedingungen im Meer: Sensoren etwa, Kameras oder auch Bojen-Systeme. „Unser Vorteil ist, dass wir sowohl die Entwicklung als auch die Produktion im Haus haben, unsere Fertigungstiefe beträgt annähernd 90 Prozent“, meint Markus Motz. „Dadurch sind wir sehr flexibel und können maßgeschneiderte Lösungen anbieten.“

In Wassertiefen bis zu 11.000 Metern werden die Produkte von develogic eingesetzt, in der Kälte der Arktis ebenso wie in warmen tropischen Gewässern mit ihren Stürmen. Sie müssen viel aushalten können, insbesondere korrosionsbeständig und zuverlässig müssen sie sein. Um die komplexen mechanischen und elektronischen Komponenten zu schützen sind die Druckbehälter deshalb vor allem aus Titan gefertigt.  Mit dem neuen Dreh- und Fräszentrum will das Unternehmen größere Druckgehäuse und Systeme bauen als bisher. „So können wir neue Projekte in der Offshore Öl- und Gasförderung und der Offshore-Windenergie in Angriff nehmen“, sagt Markus Motz.

814 000 Euro investiert das Unternehmen, das in Hamburg 21 Mitarbeiter beschäftigt und im norwegischen Bergen eine Niederlassung unterhält, in die neue Anlage. Die Summe wird finanziert mit dem Hamburg-Kredit Innovationen der IFB Hamburg. Mit diesem Programm fördert die Bank Investitionen von kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft etwa in den Kauf von Maschinen, Anlagen, immateriellen Vermögenswerten oder auch Betriebsmitteln. Finanziert werden bis zu 100 Prozent der Maßnahme bis zu einem Betrag von 1,5 Millionen Euro. „Das Paket aus günstigen Zinskonditionen und Haftungsfreistellung ist einfach attraktiv“, sagt Markus Motz. „Das hat gepasst.“ 

Die neue Anlage soll den Umsatz weiter ankurbeln, mehr als verdoppeln soll er sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren. „In der Offshore Anlagen- und Umweltüberwachung steckt definitiv ein starkes Wachstum“, ist Markus Motz überzeugt. „Und wir bieten die entsprechende Technik an.“

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